Spätzle sind weit mehr als nur eine Beilage - sie sind ein Stück schwäbischer Kultur und Lebensart. Diese traditionellen Eiernudeln werden seit Jahrhunderten in der Region zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb hergestellt und sind ein wahres Kulturgut. In diesem Artikel lernen Sie, wie Sie authentische Spätzle von Hand herstellen können.
Die Geschichte der Spätzle
Der Begriff "Spätzle" stammt aus dem Schwäbischen und bedeutet "kleine Spatzen". Diese liebevolle Bezeichnung bezieht sich auf die charakteristische Form der handgeschabten Nudeln. Bereits im 18. Jahrhundert wurden Spätzle erstmals schriftlich erwähnt, doch ihre Wurzeln reichen vermutlich noch weiter zurück.
In Baden-Württemberg sind Spätzle so wichtig, dass sie seit 2012 als "Kulturerbe" geschützt sind. Echte schwäbische Spätzle dürfen nur aus Hartweizen, Eiern, Salz und Wasser hergestellt werden - sonst sind es keine echten Spätzle!
Das Grundrezept für perfekte Spätzle
Für 4 Personen benötigen Sie:
- 500g Mehl (Type 405 oder Spätzlemehl)
- 5 große Eier
- 1 TL Salz
- ca. 100ml lauwarmes Wasser
- Eine Prise Muskatnuss (optional)
Die Teigzubereitung
Der Spätzleteig ist der Schlüssel zum Erfolg. Er sollte die richtige Konsistenz haben - nicht zu fest, nicht zu flüssig:
- Mehl sieben: Das Mehl in eine große Schüssel sieben und eine Mulde in der Mitte formen
- Eier hinzufügen: Die Eier in die Mulde schlagen und mit Salz würzen
- Rühren beginnen: Mit einem Holzlöffel von innen nach außen rühren
- Wasser zugeben: Langsam das Wasser hinzufügen, bis ein zähflüssiger Teig entsteht
- Schlagen: Den Teig 5-10 Minuten kräftig schlagen, bis er Blasen wirft
Die richtige Konsistenz erkennen
Ein perfekter Spätzleteig hat folgende Eigenschaften:
- Er ist zähflüssig und "reißt" langsam vom Löffel
- Er glänzt leicht
- Er lässt sich gut schaben
- Er ist nicht zu dünn (läuft durch das Brett) und nicht zu dick (lässt sich nicht schaben)
Faustformel: Auf 100g Mehl kommt etwa 1 Ei. Die Wassermenge variiert je nach Eigröße und Mehlsorte.
Verschiedene Zubereitungsmethoden
1. Klassisch mit dem Spätzlebrett
Die traditionellste Methode:
- Teig portionsweise auf das angefeuchtete Brett streichen
- Mit dem Spätzleschaber gleichmäßige Streifen ins kochende Salzwasser schaben
- Wenn die Spätzle an der Oberfläche schwimmen, sind sie fertig
- Mit dem Schaumlöffel herausnehmen
2. Mit der Spätzlepresse
Einfacher für Anfänger:
- Teig in die Presse füllen
- Direkt ins kochende Wasser pressen
- Gleichmäßige, runde Spätzle entstehen
3. Mit dem Spätzlehobel
Für besonders gleichmäßige Ergebnisse:
- Teig in den Hobel füllen
- Über dem Topf hin und her schieben
- Perfekt geformte Spätzle
Das perfekte Kochen
Auch beim Kochen gibt es einiges zu beachten:
- Reichlich Salzwasser: Mindestens 3 Liter pro 500g Mehl
- Sprudelnd kochen: Das Wasser sollte kräftig kochen
- Portionsweise: Nicht zu viele Spätzle auf einmal
- Schwimmtest: Spätzle sind fertig, wenn sie an der Oberfläche schwimmen
- Sofort herausnehmen: Mit dem Schaumlöffel schnell aus dem Wasser
Nachbereitung und Servieren
Klassisch mit Butter
Die einfachste und leckerste Art:
- Gekochte Spätzle in einer Pfanne mit Butter schwenken
- Leicht anrösten für mehr Geschmack
- Mit Salz und Pfeffer würzen
- Frische Petersilie darüber streuen
Kässpätzle - Der Klassiker
Schwabens Antwort auf Mac and Cheese:
- Spätzle lagenweise mit geriebenem Käse (Emmentaler, Bergkäse) schichten
- Im Ofen bei 180°C überbacken
- Mit gerösteten Zwiebeln servieren
- Dazu einen frischen Salat
Kreative Spätzle-Variationen
Kräuterspätzle
Frische Kräuter (Petersilie, Schnittlauch, Basilikum) fein hacken und unter den Teig mischen.
Spinatspätzle
Blanchierter Spinat wird püriert und dem Teig beigegeben - entstehen schöne grüne Spätzle.
Rote-Bete-Spätzle
Gekochte Rote Bete pürieren und untermischen für eine außergewöhnliche Farbe.
Vollkorn-Spätzle
Vollkornmehl verwenden für eine gesündere Variante - etwas mehr Flüssigkeit benötigt.
Häufige Fehler und wie Sie sie vermeiden
Teig zu fest
Ursache: Zu wenig Flüssigkeit
Lösung: Esslöffelweise warmes Wasser hinzufügen
Teig zu flüssig
Ursache: Zu viel Flüssigkeit
Lösung: Etwas Mehl einarbeiten
Spätzle zerfallen
Ursache: Wasser kocht nicht stark genug
Lösung: Wasser muss sprudelnd kochen
Spätzle kleben zusammen
Ursache: Nach dem Kochen nicht abgeschreckt
Lösung: Kurz mit kaltem Wasser abspülen
Aufbewahrung und Verwertung
Frische Spätzle
- Im Kühlschrank 2-3 Tage haltbar
- In der Pfanne nochmals erwärmen
- Mit etwas Butter oder Öl anbraten
Einfrieren
- Ungekochte Spätzle auf einem Blech einfrieren
- Dann in Gefrierbeutel umfüllen
- Bis zu 3 Monate haltbar
- Gefroren direkt ins kochende Wasser
Verwertung von Resten
- Spätzlepfanne: Mit Gemüse und Speck anbraten
- Spätzlesuppe: In Brühe erwärmen
- Spätzleauflauf: Mit Käse überbacken
- Spätzlesalat: Lauwarm mit Vinaigrette
Traditionelle Begleiter
Zu Spätzle passen verschiedene Gerichte:
- Sauerbraten: Der absolute Klassiker
- Schweinebraten: Mit Soße
- Geschnetzeltes: Zürcher Art
- Gulasch: Besonders Rindergulasch
- Pilzgerichte: Steinpilzragout
Spätzle in der modernen Küche
Heute werden Spätzle auch modern interpretiert:
- Als Beilage zu Fisch
- In Salaten
- Mit asiatischen Gewürzen
- Gefüllt mit Ricotta
- Als Suppeneinlage
Fazit
Hausgemachte Spätzle sind ein Genuss, der etwas Übung erfordert, aber jeden Aufwand wert ist. Mit den richtigen Techniken und etwas Geduld gelingen Ihnen perfekte Spätzle, die jedes Fertigprodukt übertreffen.
In unseren Kochkursen bei Divarmench zeigen wir Ihnen gerne persönlich, wie Sie die perfekten Spätzle zubereiten. Melden Sie sich für unseren Spätzle-Workshop an und lernen Sie von echten Schwaben!